SAFe

Ein Scaled Agile Framework für das gesamte Business – Was ist neu in SAFe® 5.0?

++ Auf vielfachen Kundenwunsch bieten wir ein eintägiges Training "What´s new in SAFe® 5.0?", dass Ihnen die Neuerungen im Detail vorstellt und erklärt.

Auf dem Global SAFe Summit in San Diego verkündete Dean Leffingwell, Gründer des Scaled Agile Instituts SAI und Herausgeber des Scaled Agile Frameworks, die große Neuigkeit: Ab Februar 2020 wird es ein neues Big Picture geben. Die aktuelle SAFe® Version 4.6 wurde überarbeitet, angepasst und erweitert, um die Vorteile der Agilität noch ganzheitlicher in der Gesamtorganisation erfahren zu können . Im Folgenden wollen wir zeigen, was die Neuerungen in SAFe® 5.0 sein werden, welche Themen überarbeitet wurden und was sich für Unternehmen in SAFe® 5.0 ändert. 

Business Agility – Was ist das überhaupt? Warum SAFe® 5.0?

Wir haben mit agilen Methoden in der Softwareentwicklung begonnen. Über die Zeit und mit den entsprechenden Erfolgserlebnissen, wurden diese Praktiken und Tools dann auch in andere Branchen hinein ausprobiert und wir verwenden das Scaled Agile Framework mittlerweile auch in der Hardwareentwicklung und Embedded Systems. Um den Wert von Agilität ganzheitlich End2End zu heben, sollte man sie nicht auf die Entwicklungsorganisation begrenzen. Den größten Effekt erzielt man, wenn das gesamte Unternehmen lean und agile Praktiken einsetzt, um kontinuierlich und proaktiv, innovative Lösungen schneller als die Wettbewerber an den Kunden zu liefern. Diese sogenannte Business Agility steht nun im Fokus von SAFe® 5.0. Die neue Version ergänzt wichtige Elemente, die helfen, Business Agility im gesamten Unternehmen zu festigen und den Kunden eindeutig in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb wurde das Big Picture um einige Elemente ergänzt, die nun nacheinander dargestellt werden.

Die Struktur der 4 Konfigurationen: Essential, Large Solution, Portfolio und Full SAFe® bleibt grundsätzlich gleich.  Zur besseren Orientierung gibt es das Overview TAB, das die 7 Kernkompetenzen, 2 mehr als in SAFe® 4.6, beschreibt.

Die Basis bildet weiterhin die Kompetenz Lean-Agile Leadership.
In diesem Bild werden 3 Kernkompetenzen für die Ausführung und 3 für die Strategie definiert.

Die Ausführenden Kompetenzen sind in zwei Konfigurationen gedacht: 

  • Essential SAFe® hier wurde die Trennung von Team- und Program-Level aufgehoben um die Zusammenarbeit der Teams untereinander zu betonen. Damit gibt es dann eine Ebene weniger Lächeln :).  In dieser neuen Essential-Ebene finden sich die Kompetenzen "Team and Technical Agility" , sowie "Agile Product Delivery".
  • Large Solution SAFe®dient dann der Skalierung von Lösungen die über einen Train hinausgehen, wie gehabt. Zusätzlich gibt es hier die Kompetent Enterprise Solution Delivery.

Die strategischen Kompetenzen werden für 2 weitere Konfigurationen benötigt:

  • PortfolioSAFe®, hier werden Kompetenzen wie das Strategische Portfoliomanagement und neu die Continuous Learning Culture sowie die Organisational Agility beschrieben.
  • Full SAFe® kombiniert dann Large Solution und Portfolio zur maximalen Ausbaustufe auch hier wie bisher.

Generell sind die wichtigen Kern-Kompetenzen nach links und die Palette nach rechts gewandert. Alle Rollen stehen wieder zusammen und der Kunde rückt ins Zentrum. Gehen wir die neuen und restrukturierten Kompetenzen einmal nacheinander durch:

1. Lean-Agile Leadership

Die Lean-Agile Leadership-Kompetenz beschreibt, wie lean-agile Leader den organisatorischen Wandel vorantreiben und unterstützen, indem sie Einzelpersonen und Teams befähigen, ihr größtes Potenzial zu entfalten. Das Ergebnis sind engagierte Mitarbeiter, höhere Produktivität und Innovation sowie erfolgreiche organisatorische Veränderungen.


Lean-Agile Leadership wurde in drei Dimensionen aufgeteilt:

Führen durch Vorbild - Führungskräfte erhalten verdientermaßen Autorität, indem sie die gewünschten Verhaltensweisen selbst an den Tag legen, sodass andere ihnen gerne folgen und sich ein Beispiel für ihr persönliches Verhalten daran nehmen.

Denkweise und Prinzipien - Durch das Leben der lean und agilen Arbeitsweise in ihren Entscheidungen, Antworten und Handlungen wirken Führungskräfte auf die Werte und Kultur des Unternehmens ein.  

Veränderung anführen - Führungskräfte unterstützen nicht nur sondern leiten die Transformation, indem sie die richtige Umgebung schaffen, die Menschen motivieren und die notwendigen Ressourcen bereitstellen.

Diese Änderungen wirken sich auch auf die bekannten Leadership Artefakte aus – die Prinzipien und auch das House of Lean wurden ergänzt:

SAFe® Prinzip #10 - Organize around value möchte Unternehmen dazu führen, ihre Entwicklung auf den vollständigen, durchgängigen Wertfluss auszurichten. Das Konzept der Value Streams von SAFe® organisiert die Menschen, die zusammenarbeiten müssen, erhöht die Qualität und minimiert Verzögerungen und Übergaben.

Die SAFe House of Lean Grafik wurde aktualisiert, um die Veränderungen in den neuen und überarbeiteten Kernkompetenzen zu berücksichtigen. Hinzugekommen sind Aspekte wie z.B. von Projekt-Fokus zu Produkt-Fokus, Experimente und Feedback oder eine Kultur der Problemlösung.

2. Continuous Learning Culture

Dies ist die erste von zwei ganz neuen Kernkompetenzen. Sie beschreibt eine Reihe von Werten und Praktiken, die den Einzelnen - und das Unternehmen als Ganzes - ermutigen, Wissen, Kompetenz, Leistung und Innovation kontinuierlich zu steigern.

Auch diese Kernkompetenz drückt sich in drei Dimensionen aus:  

  • Lernende Organisation - Mitarbeiter auf allen Ebenen lernen und wachsen, sodass das Unternehmen sich verändern und an eine sich ständig verändernde Welt anpassen kann.
  • Innovationskultur - Die Mitarbeiter werden ermutigt und befähigt, kreative Ideen zu erforschen und umzusetzen, die eine zukünftige Wertschöpfung ermöglichen.
  • Kontinuierliche Verbesserung - Jeder Teil des Unternehmens konzentriert sich auf die kontinuierliche Verbesserung seiner Lösungen, Produkte und Prozesse.

3. Team and Technical Agility

Die Kompetenz Team und technische Agilität beschreibt die kritischen Fähigkeiten und lean-agile Prinzipien und Praktiken, die leistungsstarke agile Teams und Teams agiler Teams verwenden, um qualitativ hochwertige Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln. Das Ergebnis ist eine höhere Produktivität, bessere Qualität, kürzere Time-to-Market und eine vorhersehbare verlässliche Wertschöpfung.

Diese Kompetenz wurde neu geschrieben und ist nun in die folgenden Dimensionen gegliedert:

  • Agile Teams - Leistungsstarke, cross-funktionale Teams wenden täglich agile Prinzipien und Praktiken an.
  • Team of agile Teams - Agile Teams arbeiten im Rahmen eines SAFe® Agile Release Train (ART), einem langjährig gemeinsam arbeitenden Team von agilen Teams, das eine gemeinsame Vision und Richtung verfolgt.
  • Built-in Quality - Alle agilen Teams wenden agile Praktiken an, um qualitativ hochwertige, gut durchdachte Lösungen zu entwickeln, die aktuelle und zukünftige Geschäftsanforderungen unterstützen.

An Stelle eines Development Teams steht in SAFe® 5.0 nun ein Business Team, um zu verdeutlichen, dass Business Agility auf allen Ebenen der Organisation geschieht.

4. Agile Product Delivery

Die Kompetenz DevOps und Release on Demand wurde in Agile Product Delivery umbenannt und legt damit die Aufmerksamkeit mehr auf einen kontinuierlichen Wertstrom von Produkten und Services zum Kunden und Nutzer. Diese Kompetenz ermöglicht es dem Unternehmen, Lösungen anzubieten, die Kunden begeistern, Entwicklungskosten senken, Risiken reduzieren und den Wettbewerb überholen.

Auch diese Kernkompetenz umfasst drei wesentliche Aspekte:

  • Customer Centricity und Design Thinking - Kundenorientierung stellt den Kunden in den Mittelpunkt jeder Entscheidung und nutzt Design Thinking, um sicherzustellen, dass die Lösung wünschenswert, machbar, praktikabel und nachhaltig ist.
  • Develop on Cadence; Release on Demand - Developing on Cadence hilft, die mit der Produktentwicklung verbundene Variabilität zu managen. Die Entkopplung der Wertschöpfung stellt sicher, dass Kunden das bekommen, was sie brauchen, wenn sie es brauchen.
  • DevOps und die Continuous Delivery Pipeline - DevOps und die kontinuierliche Liefer-Pipeline schaffen die Grundlage, die es Unternehmen ermöglicht, jederzeit um die Kunden- und Marktnachfrage zu erfüllen.

Außerdem wurden zwei wichtige Elemente in die Agile Release Trains eingeführt:

  • Design Thinking
    Design Thinking stellt einen grundlegend anderen Ansatz für die Produkt- und Lösungsentwicklung dar, bei dem bestimmte Kreativitätstechniken in multidisziplinären Teams angewendet werden, um ein Problem zu verstehen, eine Lösung zu entwerfen und diese Lösung auf den Markt zu bringen. Wichtig ist dabei immer, die Dinge aus Nutzersicht zu betrachten, was sich auch in dem Element „Customer Centricity“ noch einmal widerspiegelt:
  • Customer Centricity
    Hier wird deutlich, dass es nicht nur wichtig ist, WIE etwas entwickelt wird, sondern auch WAS entwickelt wird. Die Grundlage des Handelns soll eine gründliche Marktforschung und das wirkliche Verstehen der User Needs sein. Die Kern Kompetenzen 1,3 und 4 werden nun im Essential SAFe® vereint – keine Trennung mehr zwischen Team und Program Level.

5. Enterprise Solution Delivery

Aus Lean Systems Engineering wurde die Kompetenz Enterprise Solution Delivery. Diese beschreibt, wie man lean-agile Prinzipien und Praktiken auf die Spezifikation, Entwicklung, Bereitstellung, den Betrieb und die Entwicklung der weltweit größten und anspruchsvollsten Softwareanwendungen, Netzwerke und cyber physikalischen Systeme anwendet.

Ihre Leitlinien sind folgende: 

  • Lean Solution and Systems Engineering umfasst alle Aktivitäten, die notwendig sind, um große Systeme zu spezifizieren, zu entwerfen, zu implementieren, zu testen, zu entwickeln und schließlich in Betrieb zu nehmen.
  • Coordinating Trains and Suppliers koordiniert und richtet die erweiterten und oft komplexen Wertströme auf eine gemeinsame Geschäfts- und Technologie-Mission aus. Wichtig sind hier eine abgestimmte Vision, Backlogs und Roadmaps mit gemeinsamen Program Increments (PI) und Synchronisation-Punkten.
  • Die kontinuierliche Weiterentwicklung von live Systemen stellt sicher, dass große Systeme und ihre Entwicklungspipeline das Prinzip kontinuierliche Verbesserung unterstützen.

6. Lean Portfolio Management

Lean Portfolio Management wendet lean- und Systemdenken auf Strategie und Investitionsfinanzierung, Agile Portfolio Operations und Governance an. Diese Kooperationen geben dem Unternehmen die Möglichkeit, die Strategie wirklich umzusetzen, bestehende Verpflichtungen zuverlässig zu erfüllen und Innovationen besser zu steuern.

  • Strategy & Investment Funding stellt sicher, dass das gesamte Portfolio ein Alignment findet und finanziert wird, um die Produkte und Services zu schaffen und zu erhalten, die zur Erreichung der Geschäftsziele erforderlich sind.
  • Agile Portfolio Operations koordiniert und unterstützt die dezentrale Programmausführung und fördert die operative Leistungsfähigkeit.
  • Lean Governance ist die Überwachung von Ausgaben, Audit und Compliance, Forecast und Metriken.

7. Organizational Agility

Ganz im Sinne Business Agility beschreibt die letzte Kernkompetenz Organizational Agility, wie lean denkende Menschen und agile Teams ihre Geschäftsprozesse optimieren, Strategien entwickeln und die Organisation bei Bedarf schnell anpassen, um neue Chancen zu nutzen:

  • Lean-thinking People und agile Teams - Alle an der Leistungsbereitstellung Beteiligten sind in Lean and Agile Methoden geschult und verkörpern die Werte, Prinzipien und Praktiken.
  • Lean Business Operations - Teams wenden lean Prinzipien an, um die Geschäftsprozesse, die die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens unterstützen, zu verstehen, abzubilden und kontinuierlich zu verbessern.
  • Agile Strategie - Das Unternehmen ist agil genug, um den Markt kontinuierlich zu erfassen und die Strategie bei Bedarf schnell zu ändern.

Die vorgestellten Erweiterungen und neuen Elemente, wie z.B. die zwei Core Competencies der lernenden Kultur und Business Agility, Design Thinking mit dem klaren Kundenfokus oder das Ersetzen der IT-fokussierten Entwicklungsteams durch Business-Teams zeigen ganz klar, wie sich das gesamte Framework auf allen Ebenen auf Business Agility ausrichten soll.

SAFe®definiert Business Agility als:
„die Fähigkeit, im digitalen Zeitalter wettbewerbsfähig und erfolgreich zu sein, indem man schnell auf Marktveränderungen und sich bietende Chancen mit innovativen Geschäftslösungen reagiert. Es erfordert, dass alle, die an der Bereitstellung von Lösungen beteiligt sind - Geschäfts- und Technologieführer, Entwicklung, IT-Betrieb, Recht, Marketing, Finanzen, Support, Compliance, Sicherheit und andere - Lean- und Agile-Verfahren anwenden, um kontinuierlich innovative, qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen schneller als der Wettbewerb bereitzustellen.“

Damit die Fortschritte der Transformation zu einem „agilen Business“ auch objektiv messbar sind, gibt das neue Big Picture in der Version 5.0 auch gleich noch hilfreiche Kennzahlen an die Hand. Portfolio Manager und das Lean-Agile Center of Excellence (LACE) haben nun die Möglichkeit, ihre Fortschritte auf diesem Weg selbst zu bewerten. Die Konsequenz aus dem erweiterten Big Picture ist nun natürlich auch, dass die Einführung von SAFe® etwas umfangreicher sein kann. Um die Veränderungen in den Kontext einer Transformation einordnen zu können, wurde auch die Implementation Roadmap adaptiert. Die Trainings zu Lean Portfolio Management (LPM) und Agile Produkt- und Lösungs-Management (APSM) ergänzen die bekannte Journey um wertvolle theoretische Inhalte auf dem Weg zur Business Agility.

Doch was bedeutet SAFe® 5.0 für mich als Anwender?

  • Wenn Sie noch keine Zertifizierungen mit SAFe® gemacht haben, so können Sie ab Februar ganz normal eines unserer Trainings besuchen. Sie finden eine ausführliche Liste mit den verschiedenen Angeboten in unserer Akademie. Gerne beraten wir Sie, welches das optimale Training für Sie ist.
  • Bereits zertifizierte SPCs müssen den SAFe® 5.0 Upgrade-Lernplan absolvieren und die SAFe® 5.0 Upgrade-Prüfung bestehen, um die SPC 5.0 Zertifizierung zu erhalten.
  • Wenn Sie ein Program Consultant (SPC) 4 sind, der für den Unterricht validiert wurde, indem er die Voraussetzungen für 4.5 oder 4.6 erfüllt hat, müssen Sie auch die SAFe® 5.0 Course Delivery Enablements (CDEs) absolvieren, um für den Unterricht von 5.0-Kursen qualifiziert zu sein.


Was bedeutet SAFe® 5.0 für Unternehmen?

Für Unternehmen, die SAFe einführen möchten, kann das alles auf den ersten Blick etwas verwirrend und überfordert wirken. Das Ausmaß der Veränderungen kann da dann zunächst einmal vielleicht abschrecken. Gleichzeitig können die neuen Ideen auch genau die Dinge sein, die ein bestimmtes Team benötigt, um sich stark weiterzuentwickeln oder das neue Zielbild kann besonders anspornend wirken, weil Agilität nun ganzheitlicher gedacht wird. Für uns ist es wichtig, da ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und dieses neue Big Picture als eine Vision zu sehen, an die man sich gemeinsam annähern kann. Man kann, muss aber nicht alles auf einmal anwenden. Für uns bedeutet die neue Version vor allem eine Erweiterung unseres Werkzeugkoffers, mit dem wir unseren Kunden die Erreichung ihrer Ziele ermöglichen.